Die Damen unter sich
Aladin aus dem Märchen von 1001 Nacht reibt an der Zauberlampe. Ein Geist schwebt heraus und bietet ihm an, seinen Wunsch zu erfüllen.
„Ich möchte eine Autobahn aus Bagdad nach Island. Ohne eine Fähre dazwischen.“
Hast du vielleicht einen anderen Wunsch, der etwas leichter zu erfüllen wäre?!“
„Ich möchte die Gefühle und Wünsche der Frauen begreifen!“
„Wie viele Spuren der Autobahn?“
Seit Jahrzehnten besteht in der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, der größten und der ältesten in der Schweiz, eine Tradition des Damen-Schiurs.
Schiur bedeutet so viel wie „Erwachsenenbildung“. Dass mehrere jüdischen Damen, einige im Alter meiner Mutter, sich intensiv bilden und komplexe jüdische Texte studieren, ist per se bewundernswert. Dass sie dies ohne Männer tun möchten, war für mich unbegreiflich, als ich das Privileg hatte, jahrelang eine Gruppe zu unterrichten, während ich Assistenzrabbiner in Zürich war.
Nachdem ich meine Arbeit dort beendete, verlangten die Damen, dass wir uns fortan online treffen und weiter lernen. Wie ich dies verdient habe, war und bleibt für mich unbegreiflich.
Wenn Sie in dieser Gruppe schnuppern und die scharfsinnigen, hochgebildeten jüdischen Frauen mit immenser Lebenserfahrung kennenlernen, werden Sie sofort verstehen, warum ich diese Gruppe als ein besonderes Geschenk des Himmels besonders schätze.
